Ärztemangel | Auf Anregungen der Mediziner eingehen
LPV KV LAbg. Walter Steidl | Im Umgang mit den Herausforderungen des Ärztemangels können die Landespolitik und die Spitalsgesellschaften vieles positiv beeinflussen. Die Lösung in einer 60-Stunden-Woche zu suchen, ist eine ungesunde Sackgasse.
Nach dem Bekanntwerden der Ergebnisse einer aktuellen Befragung von Salzburgs Ärzt_innen durch die Ärztekammer in Sachen Arbeitszeit und Arbeitsbedingungen ist die reflexartige Forderung von Gesundheitslandes Dr. Stöckl nach längeren Arbeitszeiten für Mediziner_innen für Salzburgs SPÖ-Chef Walter Steidl unverständlich: „Arbeitszeiten von 50 bis 60 Stunden pro Woche werden zum einen vom Großteil der Mediziner_innen abgelehnt. Zum anderen ist ein solches Arbeitspensum weder ihnen selbst, noch ihren Patient_innen zumutbar. Wir werden andere Lösungen brauchen.“
Landespolitik und Spitalsgesellschaften sind gefordert
Der Ärztemangel ist laut den Ergebnissen der Befragung kein allgemeines, sondern ein spezielles Problem von einigen wenigen Disziplinen und Standorten. Für Steidl spricht auch diese Tatsache gegen eine allgemeine Verlängerung der jetzigen Opt-Out-Regelung, mit der Ärzt_innen bis zum Jahr 2021 länger als 48 Stunden pro Woche arbeiten können.
„Beispielsweise in Mittersill werden wir also genauso wie bei anderen punktuellen Herausforderungen die Ursachen zunächst vor Ort suchen und beheben müssen und nicht in der Bundespolitik“, ist sich Walter Steidl sicher. „Da sind schon in erster Linie Dr. Stöckl und die Geschäftsführung der Tauernkliniken gefordert.“
Auf Forderungen der Ärzt_innen eingehen
Wie sich auch bei der aktuellen Befragung der Salzburger Ärzt_innen herausgestellt hat, fordern diese nach wie vor eine Entlastung im administrativen Bereich, etwa bei der Dokumentation, attraktive Arbeitsbedingungen durch hohe Ausbildungsqualität, flexiblere Arbeitszeiten (speziell für Frauen) oder einen Ausbau der Kinderbetreuung (bei den jüngeren Ärzt_innen sind deutlich mehr als die Hälfte Frauen).
„Gesundheitslandesrat Dr. Stöckl hat es selbst in der Hand auf die Anregungen der Ärzt_innen einzugehen. Obwohl er schon im November 2014 administrative Erleichterungen in Aussicht gestellt hat, sind diese nach wie vor nicht umgesetzt. Den SPÖ-Antrag im Landtag voriges Jahr, die Kinderbetreuungsmöglichkeiten in den SALK auszubauen und in anderen Häusern ebenfalls anzubieten, fand keine Unterstützung durch die ÖVP. Und die Ausbildungsqualität in den Kliniken attraktiv zu halten, ließe sich durch ein gutes Management und Zusammenarbeit mit den Ärzt_innen positiv beeinflussen“, ist sich Steidl sicher.
Insgesamt sind die Wünsche, Anregungen und Herausforderungen der Mediziner_innen in einem Krankenhaus je nach Arbeitsplatz sehr unterschiedlich. Steidl fordert daher auch differenzierte und nicht nur allgemeine Lösungsansätze ein.