Das Herz der Pflege brennt
GRin Sabine Gabath (SALK-Betriebsrätin, dipl. Krankenpflegerin) & LAbg. Barbara Thöny (Sozialsprecherin im Landtag)
Zu Beginn der Pandemie von den Regierenden beklatscht, scheinen die Sorgen und Nöte der Pflege nun wieder vergessen zu sein. Nicht für die SPÖ. Wir fordern nach wie vor bessere Arbeits- und Rahmenbedingungen, um bei der Suche nach Personal mit anderen Branchen nicht das Nachsehen zu haben.
Die Corona-Pandemie förderte für die breite Öffentlichkeit erkennbar zu Tage, wovor Fachleute und die SPÖ schon seit Jahren warnen, den gravierenden Mangel an ausgebildeten Pflegefachkräften. Seitdem das Covid-19-Virus das Leben auf der gesamten Welt beeinträchtigt, ist der Pflegemangel nicht mehr nur ein Problem der Alten in den Seniorenwohnhäusern. Mittlerweile kann dieser Personalmangel jeden treffen, wenn reihenweise OP-Trakte, Stationen oder Ambulanzen in Spitälern geschlossen oder nur reduziert bespielt werden können. Oder wenn man keinen mobilen Dienst findet, der einen hilfsbedürftigen Verwandten oder Bekannten zuhause betreut. Vorhandene aber nicht belegbare Betten in Seniorenheimen sind ohnehin Alltag und nicht mehr die Ausnahme.
Die SPÖ fordert seit Jahren: Bei der Suche und im Wettbewerb mit anderen Sektoren nach Personal muss die Pflege herausstechen. Und zwar mit guten Arbeits- und Rahmenbedingungen, mit Wertschätzung und mit einem guten Lohn. Vorschläge dazu brachte die Salzburger SPÖ schon viele. Und viele davon wurden nach der Behandlung im Landtag von den Regierungsparteien ÖVP, GRÜNE und NEOS in der Rundablage versenkt oder auf die lange Bank namens „Pflegeplattform“ des Landes bzw. auf die „Pflegereform“ des Bundes geschoben. Diese hatte Altkanzler Kurz 2017 medienwirksam angekündigt. Bis heute liegt nicht einmal ein Entwurf vor.
Arbeits- und Rahmenbedingungen verbessern - Barbara Thöny
Probleme sind lange bekannt
„Spätestens seit Anfang 2013, als der damalige Gesundheits- und Soziallandesrat Walter Steidl eine Studie der Gesundheit Österreich GmbH vorstellte wissen wir, der Pflegemangel in Salzburg ist akut. Die SPÖ verlangt seitdem Jahr für Jahr Lösungsvorschläge von der zuständigen Landesregierung und brachte etliche Vorschläge in den Landtag“, informiert SPÖ-Sozialsprecherin Barbara Thöny. „Die zuständigen Regierungsmitglieder Stöckl (ÖVP) und Schellhorn (GRÜNE) verwiesen uns ein ums andere Mal an die Pflegeplattform. Diese tagte in Arbeitsgruppen und ist derzeit stillgelegt. Verbesserungen für die Pflege oder deutlich mehr Personal gibt es trotzdem kaum.“
Die Arbeit in der Pflege attraktiver machen
„Ob wir in Zukunft genügend Personal haben werden, das sich um Alte, Kranke, Behinderte oder zeitweise körperlich Eingeschränkte kümmert, ist entscheidend davon abhängig, wie attraktiv der Job in der Pflege sein wird. Derzeit sind die Belastungen so groß, dass viele vorzeitig ihrem Beruf den Rücken kehren oder sich erst gar nicht dafür interessieren. Hier müssen wir ansetzen“, sagt Thöny.
Vorschläge für das Attraktiveren des Pflegeberufs:
- SPÖ-Sozialsprecherin Thöny spricht sich dafür aus, das Fachkräftestipendienmodell (derzeit ist auch die AK Salzburg und das BFI mit an Bord) für Berufsumsteiger*innen aufrechtzuerhalten bzw. zu verlängern.
- Die SPÖ beharrt auch auf ihrer Forderung nach einem klaren und die Bedürfnisse am Arbeitsplatz abbildenden Personalschlüssel in Spitälern und Seniorenhäusern. Verbindliche Vorgaben gibt es derzeit nur im Intensiv und OP-Bereich.
„Auch hier stießen wir im Landtag auf taube Ohren der Regierungsfraktionen, als ein entsprechender Antrag der SPÖ behandelt wurde. Beispielsweise in Nachtdiensten muss ab 25 belegten Betten eine zweite ausgebildete Pflegekraft des gehobenen Dienstes anwesend sein“, verlangt Thöny.
- Zur Attraktivität des Pflegeberufes beitragen würden laut Thöny auch ein Rechtsanspruch auf Bezahlung und Freistellung für die gesetzlich vorgeschriebenen 40 bzw. 60 Stunden Fortbildung in den Pflegeberufen. Außerdem sei es sehr wichtig, dass Dienstpläne eingehalten werden und somit die Planbarkeit (der Freizeit) für die Pflegekräfte gewährleistet ist.
- Darüber hinaus tritt Thöny weiterhin die Existenzsicherung während der Pflegeausbildung ein. „Wenn Polizist*innen während der Ausbildung eine Bezahlung bekommen – was ich für sehr gut halte – steht das der Pflege auch zu!“
Ein Antrag der SPÖ einer solchen Existenzsicherung, wurde von der ÖVP-Landesregierung verwässert und an den Bund verwiesen. Vor kurzem bekam die Salzburger Landesregierung vom Sozialministerium die Antwort, „dass es dem Land Salzburg bereits derzeit offensteht, eine Praktikumsprämie für alle in ihren Einrichtungen auszubildenden Gesundheits- und Pflegeberufe, somit auch für die Pflegeassistenzberufe (PA und PFA), die schon während ihrer Ausbildung einen wichtigen Beitrag zur pflegerischen Versorgung leisten, einzuführen“.
Das Bildungsministerium antwortete: „(…) die gesamte Finanzierung dieser Fachhochschul- Ausbildung erfolgt – wie schon an den Gesundheits- und Krankenpflegeschulen – (mit einer privaten Ausnahme) ausschließlich landesseitig. Die Form der Finanzierung bzw. Kostentragung durch die Länder ergibt sich der entsprechenden Kompetenzverteilung.“
„Wir sind in der Frage der Existenzsicherung nur einen kleinen Schritt weitergekommen, da es zumindest beginnend mit dem Studienjahr 2022 jeweils am Ende des Studienjahres eine Praktikumsprämie für die Auszubildenden auf der Fachhochschule gibt.“ Die ÖVP- Landesregierung mit GRÜNER Beteiligung schaltet bei der Existenzsicherung aller Auszubildenden in Pflegeberufen aber auf stur. "Unsere Forderung nach einer Entlohnung der Auszubildenden bleibt aufrecht! Die Praktikumsprämie hängt von der Laune der Landesregierung bzw. des Finanzreferenten ab und kann jederzeit eingestellt werden!“, informiert Barbara Thöny klar.
Pflegekräfte besser unterstützen - Sabine Gabath
Kompetenzkonflikte vorbeugen: Pflegebeauftragen einsetzen
Gesundheit und Soziales sind auf Bundesebene in einem Ministerium gebündelt. Trotzdem gibt es zwischen den beiden Bereichen einen Kompetenzkonflikt. Wie auch SPÖ-Stadträtin Anja Hagenauer fordert SPÖ-Gemeinderätin und SALK Betriebsrätin Sabine Gabath daher einen Bundes- Pflegebeauftragten: „Nach deutschem Vorbild soll es einen Bundes-Pflegebeauftragten geben, der die Interessen der Mitarbeiter*innen in der Pflege vertritt, aber auch jene der zu pflegenden Personen. Der Pflegebeauftragte kann dafür sorgen, dass sich die Strukturen im Gesundheits- und Pflegewesen den gegebenen Herausforderungen anpassen.“
Auch auf Landesebene solle ein entsprechender Beauftragter eingesetzt werden, dessen Aufgabenstruktur gleich sei. Gabath: „Eine Stelle, wo alles konzentriert zusammenläuft, würde dazu beitragen, Probleme effektiv zu bekämpfen. Zum Teil sind es im Krankenpflegebereich und in der Senior*innenbetreuung die gleichen Probleme.“
Für Akutfälle: Landes-Support-Team muss her
Mit der Leitung des Covid-Hauses für Senior*innen und Menschen mit Behinderungen in der Privatklinik Wehrle hat die Stadt einen wichtigen Beitrag geleistet, um die Pflegeeinrichtungen in der Pandemie zu entlasten. „Auf ein akutes Problem wurde schnell reagiert. Nach diesem Vorbild sollte es auch zukünftig ein Landes-Support-Team geben, das schnell einsetzbar ist und einspringt, wenn ein Pflegebetrieb aufgrund des Pflegemangels nicht mehr aufrechterhalten werden kann“, so Gabath, die auf das Seniorenwohnhaus Oberndorf verweist, wo erst kürzlich bekannt wurde, dass 1/3 der Betten aufgrund des Pflegemangels gesperrt werden musste.
Auffrischungskurse für Wiedereinsteiger*innen und Supervision
Sabine Gabath fordert außerdem den Wiedereinstieg für Pflegekräfte zu erleichtern, indem man Auffrischungskurse anbietet: „Viele Pflegekräfte, die sich zwischenzeitlich beruflich anders orientierten oder beispielsweise nach einer längeren Kinder-Pause wieder in den Beruf einsteigen wollen, trauen sich schlichtweg nicht. Als Grund nennen viele, dass sie sich fachlich nicht mehr am Stand der Zeit fühlen würden. In diesen Fällen könnte man mit Auffrischungskursen viel Verunsicherung aus dem Weg räumen und damit den Wiedereinstieg erleichtern.“
Gabath fordert außerdem Supervision während der Dienstzeit: „Pflegekräfte werden mit psychischen Belastungen durch den Job oft allein gelassen. Wenn ein Patient oder jemand im Team Suizid begeht, kommt ein Krisenteam. Solche Fälle sind aber der absolute Gipfel psychischer Belastung. Psychische Unterstützung anhand von Supervision müsste prinzipiell angeboten werden.“