8. März in einer Pandemie: Internationaler Frauentag im Schatten hoher Frauen-Arbeitslosigkeit und sonstiger Erschwernisse
Österreichweite Umfrage bestätigt: Die Situation rund um Corona trifft Frauen stärker als Männer. Die Salzburger SPÖ-Frauen und der SPÖ-Landesparteichef David Egger fordern deswegen ein ganzes Bündel an Maßnahmen.
„Das Corona-Jahr hat doppelt und dreifach sichtbar gemacht, wie wichtig unser Einsatz für eine Welt ist, in der es egal ist, mit welchem Geschlecht man auf die Welt kommt“, äußert sich die SPÖ-Landesfrauenvorsitzende Karin Dollinger zum Internationalen Frauentages am 8. März und verweist auf die Rekord-Frauenarbeitslosigkeit in Salzburg. Landesweit hat die Frauenarbeitslosigkeit um 137,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zugenommen, wobei die Auswirkungen der Corona-Wirtschaftskrise im Innergebirg besonders heftig sind. Im Pinzgau ist die Frauenarbeitslosigkeit um unfassbare 516,6 Prozent angestiegen, im Pongau um 350,3 Prozent und im Lungau um 329,6 Prozent. Die Salzburger SPÖ-Frauen betonen, dass die Corona-Krise zwei Dinge gezeigt hat. Erstens ist die systematische Benachteiligung von Frauen besonders sichtbar geworden. Zweitens stehen mehrheitlich Frauen an vorderster Front, wenn es darum geht, die Gesellschaft zusammenzuhalten.
„Frauen sind leider die großen Verliererinnen der Corona-Krise. Alle, die im Gesundheits- oder Sozialbereich arbeiten, sind an ihre körperlichen und psychischen Grenzen gebracht worden, und jene, die im Handel oder im Tourismus arbeiten, sind mehrheitlich in Kurzarbeit oder in die Arbeitslosigkeit geschickt worden. Beides sind Branchen, die frauendominiert und immer noch unterbezahlt sind“, fasst Dollinger das Grundproblem zusammen und drängt darauf, dass die jahrelangen SPÖ-Forderungen für Geschlechtergerechtigkeit endlich umgesetzt werden: „Unsere Kernforderungen sind der 1700 Euro Netto-Mindestlohn, ein Gesetz, das Unterbezahlung endlich bestraft, und flächendeckend Kinderbetreuungsangebote ab dem Krabbelgruppenalter.“
Befragung (n=1004) bestätigt: Bei 85 Prozent der befragten Frauen hat sich die Jobsituation verschlechtert
Eine von den SPÖ-Bundesfrauen aktuell initiierte Befragung von über 1000 Frauen österreichweit ergab, dass sich bei 85 Prozent die berufliche Situation (sehr oder etwas) verschlechtert hat. 74 Prozent der befragten Frauen stufen ihre eigene Situation im Vergleich zu Männern (viel oder etwas) schlechter ein. 32 Prozent der Frauen fürchten (sehr oder etwas) um ihren Arbeitsplatz – vor allem jene in Tourismusregionen. Für 61 Prozent ist der Aufwand für Kinderbetreuung (viel oder etwas) höher als normalerweise. Die Aufteilung der Kinderbetreuung mit dem Partner empfindet fast die Hälfte (48 %) als ungerechter als vor der Pandemie. Mehr als Dreiviertel der befragten Frauen (76 %) belastet, dass sie Freunde und Familie nicht besuchen können. 61 Prozent sind der Meinung, dass Kinder immer schlechter mit der Situation zurechtkommen. Für 59 Prozent ist durch die Krise der Pflegeaufwand (etwas oder viel) mehr geworden. Gemeint ist damit die Hilfe für andere bei Einkäufen, Hausarbeit, Körperhygiene, Kinderbetreuung etc.. 58 Prozent der Frauen fühlen sich von öffentlichen Institutionen in dieser Krisensituation weniger oder nicht unterstützt – bei den Alleinerzieher*innen sind es 70 Prozent. 89 Prozent der Befragten stimmen folgender Aussage (voll und ganz bzw. eher) zu: ‚Frauen tragen in der jetzigen Situation den Hauptteil der Belastungen.‘
Die Befragung wurde vom Markt- und Meinungsforschungsinstitut ‚Triple M Matzka‘ im Zeitraum 19. Jänner bis 8. Februar 2021 unter 1.004 österreichischen Frauen im Alter zwischen 16 und 64 Jahren durchgeführt und weist eine Schwankungsbreite von 3,1 Prozent auf. 6 Prozent der Befragten stammen aus dem Bundesland Salzburg.
SPÖ-Chef Egger fordert Corona-Arbeitsstiftungen mit Frauenschwerpunkt
David Egger zeigt sich angesichts der horrenden Arbeitslosenzahlen besonders alarmiert und fordert deshalb ein Arbeitsmarktpaket, von dem besonders Frauen profitieren sollen: „Es braucht jetzt dringend Corona-Arbeitsstiftungen, die gerade jenen, die im Tourismusbereich tätig waren, gute Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen anbieten. Denn bis sich der Tourismus wieder vollständig erholt hat, werden noch Jahre vergehen.“ Der Salzburger SPÖ-Chef will, dass die EU-Hilfsgelder aus dem Recovery Fund an den Anstieg der Arbeitslosigkeit in den Bundesländern gekoppelt werden und Salzburg somit ein besonders großes Stück vom Kuchen erhält: „Salzburg ist stärker von Corona-bedingter Arbeitslosigkeit betroffen als viele andere Bundesländer, also braucht Salzburg auch mehr Unterstützung.“
Anja Hagenauer fordert Aufwertung des Pflegeberufs
„Benachteiligung beenden, bedeutetet Gerechtigkeit für alle“, lautet das Credo der stv. SPÖ-Landesparteivorsitzenden Anja Hagenauer, welche die aktuelle Relevanz der Forderung nach einem Arbeitsmarktpaket mit dem Hauptfokus auf die Beschäftigung von Frauen besonders hervorhebt. Als Salzburger Sozialstadträtin ist Hagenauer auch für den Themenbereich Pflege zuständig und sieht hier dringenden Handlungsbedarf: „Die Einführung der 35-Stundenwoche steht nicht im Widerspruch zum Bedarf, sondern wäre notwendig, damit sich mehr Menschen für diesen Beruf entscheiden. Außerdem muss die Pflegeausbildung für Spätberufene auf dem zweiten Bildungsweg attraktiver werden. Sprich voll bezahlt, denn man soll während der Ausbildung auch als Mensch mittleren Alters davon leben können.“ Um pflegende Angehörige sozial besser abzusichern, kann sich Hagenauer außerdem deren Anstellung beim Land nach burgenländischem Vorbild gut vorstellen.
Positivbeispiel Salzburg AG: SPÖ fordert Frauenförderplan in allen Unternehmen in öffentlicher Hand
Als Positivbeispiel für gelungene Frauenförderung erachtet Hagenauer, Mitglied des Aufsichtsrats der Salzburg AG, deren betriebliche Initiative für einen konzernweiten Frauenförderplan: „Als Unternehmen der öffentlichen Hand, zeigt die Salzburg AG vor, dass es geht, wenn man nur will. Was in einem Unternehmen der öffentlichen Hand möglich ist, muss auch in der Privatwirtschaft machbar sein.“
Hagenauer, Dollinger und Egger fordern daher als konkrete Maßnahme für alle Unternehmen, an denen Stadt und Land beteiligt sind, wie etwa Messe oder GSWB, bis Ende des Jahres 2021 ebenfalls einen Frauenförderplan nach Vorbild der Salzburg AG vorzulegen und sich um die selbst per Corporate Governance Kodex auferlegte Erfüllung der Frauen-Quoten in Aufsichtsräten zu kümmern. Den bis 31. Dezember 2018 zu erreichenden Wert von 35 Prozent können laut Landtagsanfrage bisher nicht einmal die Hälfte der rund 25 Unternehmen vorweisen. „Unternehmen, die im öffentlichen Eigentum stehen, sind besonders gefordert, beim Empowerment von Frauen voranzugehen“, schließt Egger.