Weiterwursteln in der Kinderbetreuung

Dass das neue Kinderbildungs- und -betreuungsgesetz kein großer Wurf mehr wird, war lange klar - zeigte sich doch die zuständige Landesrätin Klambauer (Neos) in den vergangenen Monaten nicht mehr bereit, das Gesetz aufzuschnüren und zu merklich verbessern. Entsprechend wenige Adaptierungen gab es auf Grund der teils vernichtenden 36 Stellungnahmen.

„So einem Gesetz kann man guten Gewissens nicht zustimmen. Es bringt theoretisch qualitative Verbesserungen im Hinblick auf zu erstellender Dokumentation, Entwicklungsbeobachtung und Sprachstandsfeststellung, praktisch wird das aber nicht gelingen. Den PädagogInnen wird dafür nämlich keine Zeit eingeräumt“, kritisiert SPÖ-Familiensprecherin Karin Dollinger. „Ja noch mehr, der Personalmangel ist so schlimm wie nie zuvor.“

Damit wird auch die inbegriffene Problematik ersichtlich: Das was im Unterausschuss zur Kinderbetreuung 2014/15 als ambitioniert erarbeitet wurde, wird 2019 nicht annähernd beschlossen. Der Rückstau an Verbesserungen wurde noch ärger. Bisher gibt es weder Lösungen für weniger Bürokratie noch finanzielle Verbesserungen.

„Die Senkung von 440 Euro auf 415 Euro Höchstbeitrag für Eltern kommt lediglich dadurch zustande, dass die 25 Euro Landesbeitrag gleich abgezogen sind“, wundert sich Dollinger über die Vorgehensweise der Regierung.

Mit diesem Gesetz ergeben sich keinerlei Verbesserungen für Eltern und Träger und sogar Verschlechterungen für die Pädagoginnen. Kein Wunder, dass sich für den Herbst keine finden lassen: Die Berufsgruppe der Pädagoginnen und Pädagogen in Salzburg (BPKS) sammelte im Juni die öffentlichen Stellenausschreibungen von Trägern aller Art. Das Ergebnis ist erschreckend: Derzeit werden rund 100 Pädagoginnen und Pädagogen gesucht, die im Herbst 2019 ins neue Betreuungsjahr starten und sich um Kinder kümmern sollen.
 
„Die Träger müssen die notwendigen Gruppen schaffen, haben dazu aber nicht genügend Personal. Es ist zu befürchten, dass nun alle verfügbaren Interessenten als Betreuungspersonal eingestellt werden und das Land Salzburg jede Menge Sondergenehmigungen ausstellen wird. Die Qualitätsschraube ginge dann unweigerlich nach unten und das bestehende pädagogische Fachpersonal würde ausgelaugt und letztlich auch ausfallen. Psychopharmaka, um den Alltag zu absolvieren, sind bei manchen Pädagoginnen und Pädagogen bereits in Gebrauch!“, gibt Dollinger zu bedenken.
 
„Träger, Pädagog_innen und Kinder sind in einer aussichtslosen Situation. Der Ruf nach flächendeckender frühkindlicher Bildung ist einen Schritt weit praxisferner geworden. Solange nicht einmal ein Springer_innenpool eingerichtet ist, wird es spätestens zu Schulbeginn zu einem bösen Erwachen kommen!“